Schlagfertige, humorvolle Antwortgeberin Marbach – „Fische im Tee“ hat die Redaktionsleiterin der Marbacher Zeitung, Karin Götz, ins Visier genommen.
Das Dutzend ist voll: Die im Januar geborene monatliche Fragestunde“Fische im Tee“, die im Cafe Provinz interessante Gesprächspartner in den Fokus nimmt, hat mit der Dezemberrunde ihren Jahreslauf vollendet. Bei dieser 12. Veranstaltung kam es zum Rollentausch: Karin Götz, Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung, steht in der Öffentlichkeit und ist es gewohnt, zu moderieren und dabei eine Vielzahl von Persönlichkeiten zu interviewen. Am Montag jedoch saß sie als „Opfer“ den beiden Talkrunden-Initiatoren Achim Seiter und Adrian Gieseler gegenüber. Doch das war offensichtlich kein Problem für die wortgewandte Schreiberin, die nicht nur in gedruckter Form die passenden Worte findet. Auch in der Live-Version und unter Beschuss quirliger Interviewpartner gab sie ein unterhaltsames und humorvolles Zeugnis darüber ab, dass sie nicht auf den Mund gefallen ist.
„Ich weiß, dass ihr chaotisch und vermutlich nicht gut vorbereitet seid“, eröffnete sie kess die Antwortrunde, als sie mit der Frage konfrontiert wurde, wie sie sich auf Podiumsdiskussionen, etwa zu Bürgermeisterwahlen, vorbereite. Wichtig sei es ihr, vorab jeweils mit den einzelnen Teilnehmern gesprochen zu haben. Die Fragen, die sie stellt, würden allerdings nie an die Kandidaten oder Teilnehmer eines Podiums geschickt werden. Auch mental bereite sie sich vor. Mit fixen Ritualen – unter anderem mit dem Hören des von Xavier Naidoo-Songs. Freimütig und mit entwaffnender Ehrlichkeit beantwortete sie auch Fragen zu Themen, die den Scheinwerfer in ihre Jugendzeit schwenkten.
Dankbar sei sie gewesen, dass ihre Eltern keinen vorgezeichneten Plan für sie als Einzelkind gehabt hätten. „Allerdings haben sie schon geschluckt, als ich mein Studium der Politik, des öffentlichen Rechts und der Soziologie für einige Semester unterbrochen habe, weil ich mich auf Kreta verliebt hatte.“ Dort habe sie tagsüber in einem Reisebüro gearbeitet und „abends dann bei meinem Freund in der Taverne“. Der Vater, zu dem sie ein besonders enges Verhältnis hatte, leitete mehr als 40 Jahre lang die vier Redaktionen des Zeitungsverlages Waiblingen – unter ihm habe sie aber bewusst nie gearbeitet. „Das wäre ungut gewesen“, ist sie sich sicher. Vater und Tochter eint jedoch die Leidenschaft am Beruf des Journalisten: „Man hat Kontakt zu vielen Menschen und deren Geschichten.“
Auch Aussagen zu Vorlieben enthielt sie den Zuhörern, die die Stuhlkapazitäten des Cafes restlos in Beschlag nahmen, nicht vor. So brauche sie es „kleiner und schnuckeliger“, weshalb sie sich auch für den Verbleib in der Marbacher Redaktion – trotz Headhunter-Angebote – entschieden habe. Mit weiteren Statements machte Karin Götz deutlich, dass sie nicht nur Humor, sondern auch klares Urteilsvermögen besitzt. Dass sie einzuschätzend weiß, wo ihre Talente liegen und wo nicht, wurde gleichermaßen thematisiert, wie etwa die Fremdsicht auf den Journalistenberuf. Diesbezüglich verteidigte sie auch die unterschiedlichen, weil individuellen Herangehensweisen ihrer Redaktionsmitglieder. Entsetzt zeigte sich die 50-Jährige über die Entwicklung des allgemeinen Umgangstons, der die Frage aufwarf: „In welche Welt entlassen wir unsere Kinder?“ Weiteren Fragen aus dem Auditorium begegnete sie im Anschluss ebenso offen wie pointiert.
Quelle: Marbacher Zeitung // Cornelia Ohst


















