Tee nur, wenn ich krank bin
„Fische im Tee“ hatte Bürgermeister Jan Trost zu Gast – und damit einen Stadtvater wie Familienmenschen.
Die Fragerunde hat es auf den Tisch gebracht: Marbachs Rathauschef Jan Trost mag absolut keinen Tee. Der Tag beginnt beim Stadtvater mit Fruchtsaft. „Und trotzdem stellt er sich heute den Fragen von ‚Fische im Tee’“, konstatierten die Moderatoren Adrian Gieseler und Achim Seiter am Montag sichtlich vergnügt. Das Talk-Format im Café Provinz ging damit bereits in die fünfte Runde.
Gut zwei Dutzend Zuhörer kamen, um dem Privatmensch Jan Trost zu lauschen – und nicht dem Funktionsträger. Obwohl gerade Letzteres nicht immer klar vom Privaten zu trennen ist, wie sich zeigte. Jan Trost kandidiert auch für den Kreistag auf der Liste der Freien Wähler. Mit den geforderten zwei Sätzen beantwortete er die ihm gestellte Frage „Warum sollte man Sie wählen?“ Als Bürgermeister käme er viel herum, erlebe eine große Bandbreite: „Ich weiß, was die Menschen bewegt.“
Anschließend musste Trost sich aber banaleren Themen zuwenden. Etwa dem Bettwäschewechsel und den Aufgaben im Haushalt. Er gab freimütig zu, dass seine Frau 95 Prozent der Hausarbeit erledige. „Jobbedingt“, schob er nach, um darauf über Urlaubsgepflogenheiten, Berufswünsche als Jugendlicher, die eigenen Eltern und den Besuch des Marbacher Gymnasiums zu erzählen. Das wurde zu seiner Zeit von Fred Trost geleitet. Ein Umstand, der ihn genötigt habe, klarzustellen, dass er nicht dessen Sohn sei.
Egal, welche Frage – im Vordergrund steht die solide und konsensorientierte Haltung, die viele Menschen einbeziehen soll. Der um Sachlichkeit bemühte Trost, der in seinen Antworten auch den Begriff „konstruktiv in der Sache“ immer wieder im Mund führt, beantwortete noch Fragen nach dem beruflichen Werdegang, wobei er humorvoll über Pannen und Tücken beim Bierfass-Anstich sprach.
Auch über das, was ihn nervös mache, erzählte Jan Trost. Die Frage, ob er schon einen Strafzettel in Marbach bekommen habe, erheiterte das Publikum. „Ich nicht, aber meine Frau – und der wurde sauber bezahlt“, ließ er wissen, ehe er schließlich auf den Umstand seiner Hirntumorerkrankung im Jahr 2018 angesprochen wurde. Eine Erfahrung, die er als „heftigen Schlag, den er gar nicht beschreiben kann“, skizzierte und die ihn „das Wesentliche im Leben habe klar erkennen lassen“. Er habe jedoch „immer das Leben vor Augen gehabt“ und gewusst, dass er seinen Job weiter ausüben wolle. Überrascht hat er seine Interviewer mit der Aussage, dass sein Beruf gar nicht mal so stressig für ihn sei, sondern „erfüllend“.
Anerkennung sprach Trost „seiner Rathausmannschaft“ gegenüber aus, auf die er sich verlassen könne. In warmherziger Form sprach er von der Familie. Darüber, wie viel seine Frau in der Krankheitsphase habe leisten müssen, um für ihn und die Kinder da zu sein. Und auch, wie viel Kraft er aus der Familie ziehe, etwa wenn ihm die beiden Ältesten nach Feierabend glücklich strahlend entgegen liefen.
Marbacher Zeitung | Cornelia Ohst

























